liebe alle,
das homeoffice ist bezogen, es wird ruhiger rundherum, sehr wenige autos fahren durchs tal, der tag strahlt, die nachmittagssonne fetzt quer durch den raum – und alles ist anders als gewohnt. der unerwartete stressabfall kommt ganz seltsam daher, eine gewisse orientierungslosigkeit stellt sich ein….wie sehr man es sich doch gewünscht hat, mehr zeit für sich und seine obsessionen zu haben. ganz langsam und ruhig an herzensprojekten arbeiten zu können und den trubel hinter sich zu lassen..…
ein stillife hat seinen namen ja meist nicht ganz von umsonst. dieses bild gehört aber eher schon zu den „motionlifes“….der asiatische hartriegel ist ein baum, welcher zur blütezeit in weiss erstrahlt, obwohl die weissen „blütenblätter“ eigentlich hochblätter sind. das sujet passt nicht ganz in die jahreszeit. die frappante ähnlichkeit der eigentlichen blüten zu mikroskopaufnahmen von viren hat mich aber letzten sommer schon fasziniert. die natur wiederholt ihre formensprache immer wieder.
kunst tut immer gut…
Auf den ersten Blick wirken Albert Winklers fein komponierte Stillleben als eine sehr zeitgemässe Transformation der Tradition der Vanitas-Stilleben und der niederländischen Stillebenmalerei des 17. Jahrhunderts mit seinen überbordenden Darstellungen von reich gedeckten Tischen mit Blumenkörben und Früchteschalen. Jedoch interpretiert er die Traditionen mit Witz und Detailreichtum neu und lässt den Betrachter erst bei genauerer Betrachtung und dem Auseinandersetzen mit dem Werk, Elemente erkennen, die völlig mit den Vorbildern divergieren. Statt des üblichen Totenkopfes als Symbol der Vergänglichkeit, wird das Sterben direkt – durch faulende Früchte und Fliegen, die sich bereits an dem verdorbenen Obst delektieren – und nicht symbolbehaftet dargestellt. Mit seinem Titel „good fruits“ erhält die Arbeit auch noch eine weitere ironische Komponente.
Die aus vielen kleinen Details komponierten Arbeiten und witzigen Anspielungen wollen durch längeres Verweilen entdeckt werden und konterkarieren somit die Tradition.