Barbara Fuchs: Trashige Zettelwirtschaft

Die Kunstgeschichte denkt immerzu in Kategorien und versucht Künstlerinnen und Künstler in Schubladen einzuordnen. Nun ist aber die Frage: In welche drängt man die Tiroler Künstlerin Barbara Fuchs? Dadaismus? Oder doch eher der  Arte Povera zurechnend? Einige Arbeiten könnten aber auch der Paperwork zugeschrieben werden? Am besten in keiner dieser Rollen, denn sie ist in allen beheimatet und doch auch wieder nicht. Ihr Ausgangsmaterial ist immer der Werkstoff Papier, die sie als hauchdünnes Seidenpapier kunstvoll verwebt; alte Zeitungsausschnitte, die fragmentiert wieder mit veränderter Überschrift als Postkarten zusammengesetzt werden; schafft aus papierenen Materialien sogenannte Schaukästen, die sich einem Thema widmen; erarbeitet Installationen und  lässt in der Natur mit aufgeklebten Papierschnipseln etwa Bäume mit den gefundenen Kommentaren in einen Dialog treten. Die neue Sinnänderung ist erwünscht und führt nicht nur zu einem kritischem Hinterfragen, sondern auch zu ironischen oder komischen Momenten.

Barbara Fuchs wählt das Papier nicht nur als Einzelstücke oder aus alten Zeitungen oder Druckwerken aus, sondern gestaltet auch Bücher mit neuem Sinn wie etwa das „Handbuch“. Eine Klassifizierung der Künstlerin in eine Schublade ist daher einfach unmöglich und unzutreffend: Sie setzt sich mit Papier auseinander, die sie aufgrund ihrer Haptik, ihrer Funktion, ihrer Botschaft oder einfach aufgrund ihrer Beschaffenheit auswählt und in einen neuen Kontext setzt.

 

Verwobenes Seidenpapier, 100 x 70 cm

 

Andachtsschrein: Memento mori, 30 x 25 x 5 cm

„Bezug nehmend auf das Tödlein im Ebenholzschrein des Paul Reichel (16. Jhd.) in der Kunst- und Wunderkammer auf Schloss Ambras bei Innsbruck entwickelte Barbara Fuchs mit dem Gedanken der Vanitas ihren Andachtsschrein. Er ist leicht tragbar und jederzeit sofort nutzbar: einfach aufklappen. Ist der Schrein geöffnet, befindet sich links ein Spiegel, in dem der Betrachter sich selbst sieht und zugleich die rechte Innenseite mit einem Bild eines Schädels, das in die Rückwand eingesteckt wird. Der Betrachter ist also direkt mit dem Tod konfrontiert und dadurch aufgefordert den Sinn des Lebens zu überdenken.
Insgesamt stehen drei verschiedene Fotos zur Verfügung, sie zeigen verschiedene Schädelabbildungen von Grabsteinen adeliger Stiftsdamen, eingelassen in die Südwand des früheren Friedhofes der Pfarrkirche in Hall in Tirol, der jetzt als Parkplatz genützt wird.
An der Spiegelseite ist eine kleine Uhr, die Stundenuhr, sie zeigt fünf vor zwölf, und darunter befindet sich eine Rose, die den Bezug zur Passion Christi herstellt.
Die feucht abwischbaren Außenseiten zeigen ebenfalls Rosen und eine Perlenkette, eine Gebetsschnur.
Vier Andachtskerzen in verschiedenen Duftnoten und Farben (weiß, gelb, orange und hellrot) vervollständigen den Andachtsschrein“.

 

 

Argus, 39 x 13 x 10 cm

„Der vieläugige Riese und Hirte, bewacht die schöne in eine weiße Kuh verwandelte Io. Seine Augen werden, nachdem Hermes ihn tötet, von Hera an die Pfauen vergeben.“ Die Künstlerin Barbara Fuchs erzählt die griechische Mytholgie des Argos (lateinisiert: Argus) in einer ganz ungewöhnlichen Art und nimmt damit aber auch Bezug auf den Ausdruck: Mit Argus-Augen.

 

Die homepage der Künstlerin: www.wettibfuchs.at

Beitragsbild: (Zeit)ung, 100 x 70 cm