Barbara Höller: Interferenzen

Der Begriff Interferenz ist dem Bereich der Physik und Technik entnommen und fungiert als Metapher für einen kulturellen Prozess, den ich als Überlagerung bezeichnen möchte. Die lateinische Präposition bedeutet dabei ein Dazwischen, dass die verschiedenen elemente reziprok, wechselseitig miteinander verbindet.
(Wolfgang Müller Funk)

 

Moiree 01, 2016, indian ink on cardboard, 70 x 70 cm

 

Maria Christine Holter charakterisierte 2019 in einer Eröffnungsrede die Arbeiten Barbara Höllers:

Alle aktuellen Werke lassen sich mit den bereits genannten Schlüsselbegriffen „Überlagerung“ und „Interferenz“ überschreiben und, das mag vielleicht überraschen, sie gehen letztlich von der Handzeichnung aus. Dies ist ein sehr bewusst gesetztes Statement der Künstlerin angesichts der schier unbegrenzten digitalen Möglichkeiten. Die Handzeichnung, wenngleich eine mit dem Lineal unterstützte Linienzeichnung, steht bei Höller im Zeichen der meditativen Entschleunigung, des repetitiven Tuns, der leichten Irregularität und fallweisen Abweichung im Gegensatz zur maschinellen Präzision.

Auf Karton werden in Millimeterarbeit dünne schwarze Tuschelinien gezogen, in annähernd gleichen Abständen. Dadurch werden sie zu Flächen am Papier und letztlich zu solchen im Raum. In der Überlagerung zweier Linienfelder verschmelzen die Schichten zu einem neuen Ganzen, sie bilden ein durchlässiges aber tragfähiges Netz. Der Winkel des Aufeinandertreffens der überlagernden Linienfelder ist ausschlaggebend für das Entstehen der jeweiligen Interferenzen, die wir optisch bei textilen Stoffen, wo die überlagerten Linien Webfäden sind, als „Moiree-Effekt“ bezeichnen.

 

Moiree 13, 2016, indian ink on cardboard, 30 x 30 cm

 

Die Homepage der Künstlerin: www.barbarahoeller.at

 

Interference 01, 2017, Tusche auf Papier, 42 x 30 cm

 

Draperies 01, 2017, Tusche auf Papier, 70 x 70 cm

 

Beitragsbild: Blueberry 01. 2017, Tusche auf Papier, 30 x 40 cm