Eva Gebetsroither: Die Kunst des Scheiterns (Text)

Scheitern tut man nicht gerne. Fehler machen auch nicht. Es fehlt etwas, ein Teil des großen Ganzen ist fehlerhaft, etwas rottet dahin, die Erde ist nicht sauber, sie ist dreckig. Dreckig ist nicht gut, weil fehlerhaft. Die Käfer, bugs, wühlen im Dreck. Sie schaffen es riesige Computer zum Absturz zu bringen. Nein, Dreck, Kaputt, fehlerhaft, weg damit! Nichts wird mehr repariert. Was nicht funktioniert wird ausgetauscht. Beziehungen, Freunde, Waschmaschinen. Oder ist das Ganze ein bisschen subtiler? Was hat es mit dem Scheitern auf sich?

Alte gängige Überzeugungen werden aufgelöst, alte Wege werden verlassen, Gedankenschleißen im Gehirn verlassen. Man fängt von Null an. Geld weg, Freunde weg, Partner weg.  Das sind diese Momente, in denen sich das Scheitern das erste Mal einstellt. Das Gefühl des Scheiterns. Scheitern ist ja mal, sagen wir so subjektiv gesehen nur für einen selbst von Bedeutung. Oder nein, doch nicht. Ganze Firmen können scheitern, Regierungen können das auch gut. Menschen generell… und Tiere auch!

Also warum scheitern wir als? Ehrlich gesagt, bin ich schon oft gescheitert, an Aufgaben, etc. Doch so richtig das Gefühl des Scheiterns hat sich bei mir erst mit 34 eingestellt. Vielleicht genau die richtige Zeit dafür. Wenn man etwas revue passieren lässt, dann kann man gerne scheitern. Man ist nicht da wo man gerne hinwollte. Vielleicht hat man sogar mehr erreicht, als man sich jemals erträumt hatte. Aber man hat doch irgendwie das Gefühl an etwas gescheitert zu sein. An seiner Person, am Menschsein, man ist fehlerhaft. Hat bewusst eine Entscheidung getroffen, die zum Scheitern verdammt war. Aber wieso eigentlich? Hat man denn nichts daraus gelernt. Oh doch, gerade dann lernt man nämlich. Wenn man seine altbekannten Wege verlässt und neue beschreitet, denn dann muss man sich etwas Neues einfallen lassen, neue Gedanken, Lösungswege und Orientierung. Ich bin nicht nur einmal gescheitert, nein immer wieder, doch irgendwie passt uns das nicht in den Kram. Obwohl wir es tun müssen.

Ich hab noch nicht viel übers Scheitern gelesen. Ich mache es einfach. Irgendwie fühlt es sich auch gut an, fehlbar zu sein. Nicht perfekt sein zu müssen, nirgends dazu passen  zu müssen.

Ja scheitern wir doch einfach alle einmal. Wenn wir nur danach wieder aufstehen um es nochmal und dann besser zu machen.