Alfredo Barsuglia, Brigitte Bruckner, Leslie De Melo, Julia Dorninger, Monika Dorninger, Rudolf Heller, Markus Hiesleitner, Gerti Hopf, Josef Mikl, Andreas Perkmann Berger, Eva Pliem, Anna Reisenbichler, Mariela Schöffmann, Deborah Sengl, Lena Wiesbauer
Die Büroräumlichkeiten der ipgroup und die ebenfalls darin beheimateten Seminarräume deren Tochterfirma ipcenter.at sind prädestiniert für eine Gruppenausstellung zu den oft einander bedingenden Themenkreisen: Arbeit Wissen Bildung.
Diese drei Begriffe lassen breiten Raum für künstlerische Interpretationen, Assoziationen und Auseinandersetzungen zu, sodass in dieser Ausstellung unterschiedliche Positionen von 16 Künstlern gezeigt werden können.
Das Portrait einer mitten im Spiel befindlichen Musikerin zeigt Mariela Schöffmann in ihrer Ätzradierung Blaue Leidenschaft.
Als Stillleben „portraitiert“ Monika Dorninger ihre Arbeitsgeräte in Form von Pinseln, Schüsseln und Tuben in Kreide- und Collagetechnik.
Auch bei Josef Mikl waren seine Arbeitsutensilien, Malmittel und sein Arbeitsplatz ein wiederkehrendes Bildmotiv, wie bei dem hier gezeigten Werk Vom Arbeitstisch.
Ein Abbild seiner Malschüssel und seines Pinsels finden sich auch in Brigitte Bruckners großformatigem Leinwandbild Josefs Malschüssel und Pinsel wieder. Es kann nicht nur als ein Stillleben, sondern auch als ein stellvertretendes Portrait des Künstlers Josef Mikl gesehen werden.
Auf dem fünfteiligen Werk von Deborah Sengl finden sich einige Mitarbeiter und die Firmenleitung der ipgroup in für sie typischen Bürosituationen und Arbeitsabläufen wieder. Als Referenz an die Tochterfirma reefness, zugleich Sengls Stil entsprechend, ersetzte sie die Köpfe der Porträtierten allerdings durch verschiedenes Meeresgetier.
Momentaufnahmen des indischen Arbeitsalltages entstanden während Leslie De Melos mehrjährigem Reiseaufenthalt. Fotografien wie Curryverkäufer und Transportunternehmen schildern die Bedingungen, unter der die Menschen dort ihren Lebensunterhalt verdienen.
Kritische Untertöne zu Arbeit, Wissen und Bildung lässt auch Eva Pliem in ihren cartoonartigen Bananas anklingen.
Aus je einer malerischen Auseinandersetzung und einem bereits vorgefundenen, auf Leinwand kaschierten Text bestehen Rudolf Hellers Arbeiten der Serie Pythagoras. In den beiden für die Ausstellung ausgewählten Werken beschreiben zwei Buben (6 und 8 Jahre alt) in ihrer Sprache ihre berufliche Zukunft, ihre Wünsche und Vorstellungen.
Viel Raum für Interpretationen will Julia Dorninger mit ihren beiden Arbeiten geben. Der kaschierte Print Gewähr – der Titel ist ein Wortspiel mit Gewehr – und das Portrait eines kleinen Jungen mit einer Waffe in der Hand, lassen den Betrachter sofort an ein Leben am Rande der Gesellschaft denken. Der Eindruck der Bilder regt zu neuen Denkanstössen über das Entstehen und die Auswirkungen von Kriminalität vor allem auch auf Kinder ohne Bildung und Zukunft an.
Die Schattenseiten der Arbeitsgesellschaft und eine Andeutung auf die Europäische Krise thematisiert Andreas Perkmann Berger in Che cazzo me ne frega (What the hell do I care), wenn er einen Arbeitslosen nichtstuend vor einem leeren Schreibtisch und einem leeren Kühlschrank sitzen lässt. Ironisch betrachtet er dagegen unsere Gesellschaft in Rudi’s Sexkabine, wo Modellfiguren vor einer Kabine Schlange stehen und auf den Eintritt warten.
Eine getragene, blaue, mit Kunststoff verfestigte Arbeitslatzhose formte Markus Hiesleitner zur Skulptur und benennt sie mit working blue – vom arbeiten und arbeiten lassen.
Ein Wortspiel zu Bildung und Wissen stellt Gerti Hopfs Keramikkopf ein Stein dar.
Mit dem Stil alter wissenschaftlichen Blätter beschäftigt sich Anna Reisenbichler in ihren beiden Papierarbeiten Tab. LXI, Nr. 3 und Tab. LXII, Nr. 7, sowie auch in ihrem aus einem gefalteten Transparentpapier bestehenden A small hole in nature. Eine aus einem alten wissenschaftlichen Buch entnommene Darstellung eines sezierten Lurches wird von einem Text von John Burnside bedeckt und ummantelt.
Alfredo Barsuglia beschäftigt sich in seinem mehrteiligen Werk Oderfla Dental Office, Esthetic Dentistry in Los Angeles mit verschiedenen Ansichten von Zahnarztpraxen und dem Wandel der Zahnmedizin zu einem profitorierntierten Geschäftszweig. Hierfür interviewte er drei Zahnärzte, deren Antworten gemeinsam mit Fotos der unterschiedlichsten Aussenansichten und Firmennamenszügen in einem Buch veröffentlicht wurden. Auch installierte er während seines dreimonatigen Studienaufenthalts auf einem Gebäude die Telefonnummer einer fiktiven Zahnarztpraxis. Die auf dem Anrufbeantworter hinterlassenen Nachrichten kann man auf der Videodokumentaton hören.
Die als Sprich/Wörter zusammengefassten, sowie auf den Regalen aufgestellten, einzelnen Karten zeigen Lena Wiesbauers literarischen Auseinandersetzungen rund um die Themen Arbeit, Wissen und Bildung.
Text: Gabriele Baumgartner