Maximilian Otte: Welcome To The Fantasy

Aus der Eröffnungsrede für die Ausstellung
„Maximilian Otte: Welcome To The Fantasy“
im Kunstsalon Perchtoldsdorf, 26. Februar 2020

Claudia Aigner

Weniger ist mehr – wer glaubt diese unsinnige Weisheit? Mehr ist mehr. Und voll ist relativ, wenn der Türsteher jemand mit einem Horror-vacui-Problem ist. Selbst wenn nicht einmal mehr ein Stehplatz frei ist, irgendwo kann der Maximilian Otte immer noch einen Tiger, einen Papagei oder ein süßes Hundebaby reinquetschen. Oder einen Schmetterling. Oder mehrere Schmetterlinge. Die streut er gern dekorativ drüber oder lässt sentimentale Seifenblasen unbeschwert durchs Glück schweben, als gäb’s kein Platzen. Er übertreibt eben maßlos. Weil wenn schon übertreiben, dann richtig. Alles ist künstlicher als künstlich, die Frisuren sind perfekter als perfekt, die Stöckel höher als hoch, die Menschen fröhlicher als fröhlich, die Lippen glänzen wie kandierte Kirschen und das Wetter ist schöner als schön, denn permanent scheint die Sonne.

Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind volle Absicht. No-Name-Gesichter dürfen nämlich gar nicht erst mit aufs Bild oder in den Pool. Oder hässliche. Nur Marken-Visagen. Und unverschämt gut gebaute Körper. Und diese privilegierten Leute altern nicht einmal. Echt gemein. Bleiben ewig jung und knackig, zeigen keinerlei Materialermüdung, und das, obwohl sie anscheinend ihr komplettes Leben durchfeiern und Spaß haben. Party machen.

Superstars, Supermodels, super Stimmung. Die Korken fliegen in einer Tour, Schampusflaschen spritzen ab, die Gläser sind immer voll.

Die Ringe haben diese Superfeschen, ach was: Hyperfeschen, zwar nicht unter den Augen (diese Ringe hätten ohnehin zu wenig Karat), dafür haben sie sie anderswo. An den Fingern. Wo sie hingehören. Überhaupt sind sie über und über mit Diamanten und Perlen behangen, als hätten sie einen Juwelier ausgeraubt – mit vorgehaltener Kreditkarte (der schwarzen American Express Centurion Card aus Titanium).

Pool-Partys sind immerhin seine Spezialität. Der Pool ist so etwas wie ein flüssiger Himmel, ein exklusives irdisches Paradies ohne Probleme und ohne Männer, aber mit Chihuahuas und Zebras, die sich an der Wasserstelle sonnen, ein Jungbrunnen, wo man im gechlorten Glück plantscht und die Getränke gratis sind. Und wenn’s regnet, dann Geldscheine.

Der Titel der Ausstellung ist „Welcome to the Fantasy“. Um die Realität geht’s hier nicht.

Fantasy. Also Phantastischer Realismus im Pop-Art-Stil sozusagen. Tagträume, bei denen die Handlung frei erfunden ist.

Bin ich eigentlich eine schlechte Feministin und sollte mich was schämen, weil ich Maximilian Ottes Bilder geil finde? Sind die nicht irgendwie sexistisch? Nein, wieso? Seit wann ist es sexistisch, wenn alle Frauen reich, schön und berühmt sind? Gut, die Männer könnten sich diskriminiert fühlen. Die sind, wenn sie überhaupt vorkommen, höchstens Accessoires wie Barbies Ken.

Abbildungen:
Beitragsbild: Dead Ball Specialists, 2019, Acryl/Molino, 120 x 100 cm
I Don’t Know Her 1, 2019, Acryl/Molino, 120 x 100 cm
I Don’t Know Her 4, 2019, Acryl/Molino, 120 x 100 cm
Sliding Stars, 2018, Acryl/Molino, 120 x 130 cm
Wonderland, 2015, Acryl/Molino, 140 x 150 cm

www.maximilianotte.com