Sabine Duty: Bin ich schön? (Doris Dörrie) | Am I beautiful?

Die erste Betrachtung der Arbeit „Lakshmi-Fülle“ war sofort mit der Assoziation des Titels und des Inhalts des Filmes von  Doris Dörrie „Bin ich schön?“ aus dem Jahre 1998 verknüpft. In diesem Film erzählt die Regisseurin in 11 Episoden vom Schicksal  von 16 Protagonisten, die auf ihrer Suche nach Liebe, Wahrheit und dem Sinn begleitet werden. Die Künstlerin Sabine Duty referiert nicht auf diesen Film, aber aufgrund dieser Querverbindung war das Interesse der Betrachterin geweckt, einen intensiveren Blick auf die malerische Arbeit zu werfen.

Der Titel der Arbeit „Lakshmi-Fülle“ reflektiert in welche Richtung der Betrachter dieses großformatige Ölgemälde blicken kann: Lakshmi, als die hinduistische Götting des Glücks, der Liebe, der Fruchtbarkeit und Schönheit wird als Identifikation mit einer älteren Frau, deren Bauchwölbung und die Form der Brüste nicht nur das höhere Alter referieren, sondern auch ein gelebtes Leben widerspiegeln.  Die aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel dargestellte Frauenfigur schlägt aber die Hände vor das Gesicht als scheine sie ihr Antlitz verbergen zu wollen und damit sich auch für die  Wahrheit und das Alter verschließen zu wollen und Scham dafür empfindet. Der steil von unten, in extremer Perspektive wiedergegebene Blickwinkel, verstärkt die auch verzweifelte Aussage dieses Portraits.

The first viewing of the work „Lakshmi Fullness“ was immediately linked with the association of the title and the content of the film by Doris Dörrie „Am I beautiful?“ from 1998. In 11 episodes the director tells the stories of 16 protagonists who are accompanied in their search for love, truth and the meaning of life. The artist Sabine Duty does not refer to this film, but due to this connection the interest of the viewer was aroused to take a more intensive look at the paintings.
The title of the work „Lakshmi – Fullness“ reflects in what way the viewer can contextualize this large-scale oil painting: Lakshmi, as the Hindu goddess of happiness, love, fertility and beauty is presented as identifying with an older woman whose belly bulge and the shape of her breasts not only refer to older age, but also reflect a life lived. However, the female figure, depicted from an unusual angle, pops her hands in front of her face as if she seems to want to hide her face and thus also close herself off to the truth and age and feels shame for it. The steep angle, depicted in extreme perspective, reinforces the desperate part of the portrait.

 

Isis, Freya, Kali, 2019, Öl auf Leinwand (oil on canvas),100 x 140 cm

Wie sehr man auch Göttinnen wie Isis, Frey und Kali von ihrem Sockel der ewigen Jugend und Schönheit stürzen kann, zeigt Sabine Duty in ihrer gleichnamigen Arbeit. Die Ausschnitthaftigkeit und Konzentration auf die am stärksten vom Verlust der Jugendlichkeit beeinflussten weiblichen Körperteile und eine Negierung der Darstellung des Gesichtes, lässt die drei Göttinnen plötzlich in einer  Normalsterblichkeit wieder erwachen.

Sabine Duty shows in her work of the same name just how many goddesses such as Isis, Frey and Kali can be toppled from their pedestal of eternal youth and beauty. The cropping and concentration on the female body parts most affected by the loss of youthfulness and a negation of the representation of the face, makes the three goddesses suddenly reawaken in a normal mortality.

 

Wohlwulstwühlen, 2019, Öl auf Leinwand (oil on canvas), 80 x 80 cm

Wie schön, interessant und begehrenswert auch ein nicht der aktuellen gesellschaftlichen Schönheitsnorm entsprechender Körper sein kann, schildert Sabine Duty in ihrer Arbeit „Wohlwulstwühlen“.  Gerade eine Akzeptanz des eigenen Körpers scheint der eigentliche Paramenter für ein Empfinden für Lust und Begehren zu sein, die ein Umgreifen in Selbstliebe erst möglich macht.

In her work „Wohlwulstwühlen“, the artist describes how beautiful, interesting and desirable even a body that does not conform to the current social beauty norm can be.  An acceptance of one’s own body seems to be the actual paramenter for a feeling of lust and desire, which makes a change into self-love possible in the first place.

 

It’s just the touch of your hands, 2019, Öl auf Wabenkarton, 20 x 30 cm

Immer wieder konzentriert sich Sabine Duty  auf die Wiedergabe des Gesichtes mit seinem Ausdruck in Form von Portraits und einer Darstellung des differenzierten, emotionalen  Einsatzes der Hände, die beide wichtige Elemente der nonverbalen Kommunikation und dem Schildern von Gefühlen und Gesten mit einer oft ehrlicheren und unbewussten Steuerung in der zwischenmenschlichen Beziehung sind. Wie die Künstlerin selbst in einem Statement meint, sieht sie ihre künstlerische Arbeit als ein fortwährendes Erforschen und somit die Welt auch aufmerksam zu sehen. Gerade deshalb treffen die Worte von Christian Morgenstern: Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden umso stärker auf Sabine Dutys Herangehensweise zu.

Again and again Sabine Duty focuses on the reproduction of the face with its expression in the form of portraits and a representation of the differentiated, emotional use of the hands, both of which are important elements of non-verbal communication and the depiction of feelings and gestures with an often more honest and unconscious control in the interpersonal relationship. As the artist herself says in a statement, she sees her artistic work as a continuous exploration to see the world attentively. Precisely for this reason, the words of Christian Morgenstern: Beautiful is actually everything that one looks at with love. The more someone loves the world, the more beautiful he will find it, apply even better to Sabine Duty’s approach.

 

Das Herz, 2020, Öl auf Baumwolle, 31x24cm

Die Homepage der Künstlerin: www.duty.at

Beitragsbild:
Lakshmi-Fülle, 2019, Öl auf Leinwand (oil on canvas), 160 x 120 cm

 

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(Text: Gabriele Baumgartner)