Die erste Betrachtung der Arbeit „Lakshmi-Fülle“ war sofort mit der Assoziation des Titels und des Inhalts des Filmes von Doris Dörrie „Bin ich schön?“ aus dem Jahre 1998 verknüpft. In diesem Film erzählt die Regisseurin in 11 Episoden vom Schicksal von 16 Protagonisten, die auf ihrer Suche nach Liebe, Wahrheit und dem Sinn begleitet werden. Die Künstlerin Sabine Duty referiert nicht auf diesen Film, aber aufgrund dieser Querverbindung war das Interesse der Betrachterin geweckt, einen intensiveren Blick auf die malerische Arbeit zu werfen.
Der Titel der Arbeit „Lakshmi-Fülle“ reflektiert in welche Richtung der Betrachter dieses großformatige Ölgemälde blicken kann: Lakshmi, als die hinduistische Götting des Glücks, der Liebe, der Fruchtbarkeit und Schönheit wird als Identifikation mit einer älteren Frau, deren Bauchwölbung und die Form der Brüste nicht nur das höhere Alter referieren, sondern auch ein gelebtes Leben widerspiegeln. Die aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel dargestellte Frauenfigur schlägt aber die Hände vor das Gesicht als scheine sie ihr Antlitz verbergen zu wollen und damit sich auch für die Wahrheit und das Alter verschließen zu wollen und Scham dafür empfindet. Der steil von unten, in extremer Perspektive wiedergegebene Blickwinkel, verstärkt die auch verzweifelte Aussage dieses Portraits.
Isis, Freya, Kali, 2019, Öl auf Leinwand (oil on canvas),100 x 140 cm
Wie sehr man auch Göttinnen wie Isis, Frey und Kali von ihrem Sockel der ewigen Jugend und Schönheit stürzen kann, zeigt Sabine Duty in ihrer gleichnamigen Arbeit. Die Ausschnitthaftigkeit und Konzentration auf die am stärksten vom Verlust der Jugendlichkeit beeinflussten weiblichen Körperteile und eine Negierung der Darstellung des Gesichtes, lässt die drei Göttinnen plötzlich in einer Normalsterblichkeit wieder erwachen.
Wohlwulstwühlen, 2019, Öl auf Leinwand (oil on canvas), 80 x 80 cm
Wie schön, interessant und begehrenswert auch ein nicht der aktuellen gesellschaftlichen Schönheitsnorm entsprechender Körper sein kann, schildert Sabine Duty in ihrer Arbeit „Wohlwulstwühlen“. Gerade eine Akzeptanz des eigenen Körpers scheint der eigentliche Paramenter für ein Empfinden für Lust und Begehren zu sein, die ein Umgreifen in Selbstliebe erst möglich macht.
In her work „Wohlwulstwühlen“, the artist describes how beautiful, interesting and desirable even a body that does not conform to the current social beauty norm can be. An acceptance of one’s own body seems to be the actual paramenter for a feeling of lust and desire, which makes a change into self-love possible in the first place.
It’s just the touch of your hands, 2019, Öl auf Wabenkarton, 20 x 30 cm
Immer wieder konzentriert sich Sabine Duty auf die Wiedergabe des Gesichtes mit seinem Ausdruck in Form von Portraits und einer Darstellung des differenzierten, emotionalen Einsatzes der Hände, die beide wichtige Elemente der nonverbalen Kommunikation und dem Schildern von Gefühlen und Gesten mit einer oft ehrlicheren und unbewussten Steuerung in der zwischenmenschlichen Beziehung sind. Wie die Künstlerin selbst in einem Statement meint, sieht sie ihre künstlerische Arbeit als ein fortwährendes Erforschen und somit die Welt auch aufmerksam zu sehen. Gerade deshalb treffen die Worte von Christian Morgenstern: Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden umso stärker auf Sabine Dutys Herangehensweise zu.
Das Herz, 2020, Öl auf Baumwolle, 31x24cm
Die Homepage der Künstlerin: www.duty.at
Beitragsbild:
Lakshmi-Fülle, 2019, Öl auf Leinwand (oil on canvas), 160 x 120 cm
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(Text: Gabriele Baumgartner)